Die heutige Wanderung sollte mich auf den Sätervägen führen, den ich einige Tage vorher im Vorbeifahren aus dem Augenwinkel erspähte. Der Weg ist ein eher unbekannter und wenig begangener Wanderweg, von dem ich nichts wusste – außer, daß er existiert. Nichts, aber auch gar nichts war über ihn im Internet zu finden und obwohl ich schon ziemlich spät dran war stürzte ich mich in´s Abenteuer. Es kam, wie es kommen musste 🙂

Etwas mulmig wurde mir schon beim Studieren der Infotafel. Daraus ging hervor, daß der Wanderweg eine stolze Länge von 9 Kilometern hat, die um 2 Kilometer verlängert werden kann – alles wohlgemerkt einfach. Dazu noch mahnte die „Södra och Norra Torp Gårdsförening“ zum Tragen von stabilen Schuhwerk und warnte vor vielen Höhenmetern. Hinzu kam noch, daß sich am Himmel erstaunlich dunkle Wolken zusammenbrauten. Nach kurzem Wortgefecht gewann das fleißige Engelchen auf der einen Schulter gegen das faule Teufelchen auf der Anderen und ich stiefelte los, nicht ohne mich vorher von oben bis unten mit Anti-Mückenemulsion einzuschmieren.

Zur Info: Die Anfahrt entspricht im Großen und Ganzen ziemlich genau der Anfahrt zum Naturreservat Titjärnskogen, nur ist man schon einen Kilometer nach der Auffahrt von Norra Torp aus am Ziel. Hier erwartet den Wanderer eine unspektakuläre Parkbucht mit einer Infotafel (auf Schwedisch) und rustikalen Sitzbänken. Von dort aus läuft man noch etwa 150 Meter bis zum Einstieg in den Trail.

Die Infotafel hatte nicht zu viel versprochen. Es geht direkt nach dem Einstieg steil nach oben durch wunderbaren, ziemlich naturbelassenen Wald. Ein kleiner Bach plätschert am Wanderweg vorbei talabwärts und es gibt viel abwechslungsreiche Flora und Fauna zu entdecken. Einen guten Kilometer steigt man schwitzend und schnaufend bergan, bis man in etwas leichteres Gelände und lichteren Wald mit Massen von Heidelbeersträuchern kommt. Auch den Elchen scheint es hier oben recht gut zu gefallen, ihre Hinterlassenschaften sind überall zu sehen. Mir hingegen rann der Schweiß von der Stirn, zumal ich mich zur Sicherheit „mückensicher“ relativ dick eingepackt hatte. Es half nichts – der Schweiß sorgte für ein spontanes Versagen meiner Anti-Mücken-Creme, die ich natürlich im Auto gelassen hatte. Das Ergebnis waren Unmengen an Mücken, Kriebelmücken, Bremsen und anderes Getier, die interessiert auf mir landeten. Nach etwa zwei Kilometern hatte ich genug und kehrte um.

Überall im Wald befinden sich auch Reste von blauen und bunten Bändern, die seit der letzten Jagdsaison hier im Wald hängen und die Jagdreviere abgesperrt haben. Davon mal abgesehen, daß dieser Plastikmüll eine Gefahr für die Tierwelt im Skogen darstellt, ist es für mich schlicht unbegreiflich, wie man so empathielos sein und Spaß daran haben kann, ein so würdevolles, soziales und beeindruckendes Tier wie einen Elch feige aus dem Dickicht heraus abzuknallen oder ihn mit Hunden zu hetzen um dann das völlig erschöpfte Tier grausam zu töten. Noch schlimmer und unbegreiflicher wird das Ganze für mich, wenn man dafür sogar Touristen aus aller Herren Länder nach Schweden lockt, damit sie an diesem grausamen Tun teilhaben. Ich finde das widerlich und ja, ich lebe fleisch- und milchfrei und darf mich darüber echauffieren, und nochmal „ja“, ich weiß, daß die Elchjagd bzw. die Jagd generell tief in der schwedischen Volksseele verwurzelt ist. Man muss auch als Aus- bzw. Einwanderer nicht alles gut finden im neuen Land. Btw – Natürlich verlange ich nicht von Jedem, mit mir einer Meinung zu sein, aber ich kann verlangen, daß meine Einstellung respektiert wird.

Gegen Ende der Wanderung wurde ich noch skeptisch von einigen Birkhennen beäugt, es war mir eine Freude, die hübschen Damen noch vor die Kamera zu bekommen obwohl es ziemlich dunkel wurde und die ersten Regentropfen fielen.

Natürlich werde ich diesen interessanten und wunderschönen Weg noch einmal unter besseren Voraussetzungen und besser vorbereitet in Angriff nehmen. Ich werde darüber berichten!

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